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Teilnehmer des Symposiums der Deutsch-Afrikanischen Freundschaftsgesellschaft in der Gynäkologie und Geburtshilfe (DAFG) – Foto: Kornelia Altdörfer

Bruchsal, den 13.06.2025

Das Symposium der Deutsch-Afrikanischen Freundschaftsgesellschaft in der Gynäkologie und Geburtshilfe (DAFG)

bot eine bedeutende Plattform für den Austausch zwischen Fachleuten aus Deutschland und Burkina Faso, um aktuelle Herausforderungen und zukünftige Entwicklungen im Bereich der Frauengesundheit zu diskutieren. Prof. Dr. Jürgen Wacker, der das Event gemeinsam mit dem Verein „Menschen für Frauen e.V.“ organisiert hatte, leitete die Veranstaltung.

Während der Veranstaltung wurden verschiedene Themen rund um die Zusammenarbeit zwischen Burkina Faso und Deutschland behandelt. Im Fokus standen medizinische Themen wie die Behandlung von Triple-negativen Mammakarzinomen (Frau Prof. Olga Lompo und Prof. H.P. Sinn) sowie die Förderung der medizinischen Ausbildung und klinischen Partnerschaften zwischen den Universitäten in Ouagadougou und Heidelberg (Dr. Abdoulaye N’Diaye, Frau Dr. Kristina Killinger und PD Dr. Fabian Riedel).

Das Programm umfasste eine Vielzahl an Vorträgen, die unter anderem die Eröffnung der Maternité in Ouagadougou im Januar 2025 und die Städtepartnerschaft zwischen Bruchsal und Dédougou thematisierten. Weitere Themen waren die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Schwangere, die Rolle neuer Technologien im Gesundheitswesen sowie die Weiterbildung von Hebammen. Experten wie Dr. Maryam En-Nosse und Prof. Dr. Jürgen Wacker gaben Einblicke in zukünftige Kooperationen zwischen der Arbeitsgemeinschaft FIDE und der DAFG. Der Austausch von Wissen und Erfahrungen zwischen den beiden Kontinenten stellte einen wichtigen Schritt zur Verbesserung der globalen Frauengesundheit dar.

Für Burkina Faso waren der Botschafter, Seine Exzellenz Herr Toro Justin Ouoro, und der Bürgermeister von Dédougou, Dieudonné Tougfo, vertreten. Frau Annette Mandel leistete hervorragende Übersetzungsdienste.

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Prof. Dr. Jürgen Wacker, der Initiator des Symposiums in Bruchsal

1. Rede von Bürgermeister der Stadt Bruchsal Andreas Glaser

Bürgermeister Andreas Glaser begrüßt die Teilnehmer des Symposiums der Deutsch-Afrikanischen Freundschaftsgesellschaft (DAFGG) in Bruchsal und würdigt deren Arbeit als ein Beispiel für gelebte Völkerverständigung und medizinische Partnerschaft. Die DAFGG fördert den Wissenstransfer und unterstützt medizinische Projekte, insbesondere in Afrika, mit dem Ziel, die Gesundheitsvorsorge von Frauen zu verbessern. Ein herausragendes Projekt ist der Krankenhausbau in Ouagadougou, Burkina Faso, das 2017 in Betrieb ging und in dem seit 2024 auch eine Zusammenarbeit zur Früherkennung und Behandlung von Brustkrebs besteht.

Die Stadt Bruchsal ist stolz darauf, dass das Symposium hier stattfindet und die Zusammenarbeit mit Afrika weiter gefördert wird, auch durch die geplante Städtepartnerschaft mit Dedougou in Burkina Faso. Glaser betont, dass Professor Jürgen Wacker, der das Symposium initiiert hat und seit vielen Jahren in der Kommunalpolitik aktiv ist, eine zentrale Rolle bei der Förderung dieser Projekte spielt. Abschließend gratuliert Glaser Wacker zu seinem 70. Geburtstag.

2. Rede Dr. Maryam En-Nosse

Dr. Maryam En-Nosse beschreibt die Arbeitsgemeinschaft FIDE, die vor über 30 Jahren in Heidelberg gegründet wurde und sich intensiv mit globaler Frauengesundheit beschäftigt. Die FIDE ist der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe angegliedert und stellt vor allem einen Zusammenschluss von Ärztinnen dar, die umfangreiche Erfahrungen im Bereich der Frauengesundheit und Geburtshilfe unter einfachen Bedingungen im globalen Kontext gesammelt haben. Der Verein ist nicht nur auf Ärztinnen beschränkt, sondern zieht auch Fachkräfte aus anderen Disziplinen wie Hebammen, Psychologen und Soziologen an, die gemeinsam an Lösungen für gesundheitliche Herausforderungen im globalen Setting arbeiten.

Die Arbeitsgemeinschaft FIDE ist in verschiedenen Bereichen der internationalen Zusammenarbeit aktiv, insbesondere in der Entwicklungsarbeit und der Ausbildung von Fachkräften. Ein zentrales Ziel der FIDE ist es, Projekte auf eine partizipative Weise durchzuführen, bei der die Zusammenarbeit auf Augenhöhe erfolgt und nicht den traditionellen Entwicklungshelfer-Ansatz widerspiegelt. Dies fördert eine gleichberechtigte Zusammenarbeit und stärkt die kulturellen und fachlichen Verständigungen über Kontinente hinweg.

Ein bedeutendes Projekt der FIDE ist die Arbeitsgemeinschaft „Female Genital Mutilation“ (FGM), die sich mit der Bekämpfung von weiblicher Genitalverstümmelung beschäftigt. Hierzu hat die FIDE ein Positionspapier gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) verfasst und arbeitet an der Entwicklung eines Curriculums zur strukturierten Wissensvermittlung in Bezug auf FGM für Studierende und Ärztinnen. Ein weiteres bemerkenswertes Projekt ist das monatlich stattfindende FGM-Board, bei dem komplexe Fälle, ähnlich wie in Tumorkonferenzen, besprochen werden. Das FGM-Board hat sich inzwischen über Deutschland hinaus etabliert und trägt dazu bei, die Versorgung von Mädchen und Frauen in Deutschland und weltweit zu verbessern.

Dr. En-Nosse betont zudem das Engagement der FIDE im Bereich der gynäkologischen Onkologie. In Äthiopien hat die FIDE Gynäkologen in diesem Bereich zertifiziert, und es gibt Projekte zur Ausbildung von Ärztinnen in mikrochirurgischer Rekonstruktion von FGM-Opferinnen, insbesondere in Tansania. Diese chirurgische Ausbildung konzentriert sich auf die Wiederherstellung der Funktion und Form der Vulva und Klitoris und bietet eine lebensverändernde Behandlung für Frauen, die unter den Folgen von FGM leiden.

Darüber hinaus ist die FIDE auf internationalen Kongressen vertreten, wie zum Beispiel dem FIGO-Kongress, und wird auch dieses Jahr wieder beim Kongress in Kapstadt präsent sein. Die FIDE engagiert sich auch intensiv im Bereich des Klimawandels und dessen Auswirkungen auf die Frauengesundheit, insbesondere in Verbindung mit den globalen Entwicklungszielen. Ein Projekt, das sich mit den Auswirkungen des Klimawandels auf die Frauengesundheit beschäftigt, wurde ebenfalls aus den Reihen der FIDE initiiert.

Abschließend lädt Dr. En-Nosse das Publikum herzlich zum diesjährigen Symposium der FIDE ein, das am 7. und 8. November virtuell stattfinden wird. Am 7. November wird das Thema FGM im Mittelpunkt stehen, und am 8. November werden globale Frauengesundheitsthemen aus den Bereichen Geburtshilfe und Onkologie behandelt.

3. Thema Beschneidungen

In Burkina Faso wurde vor 40 Jahren unter der Regierung von Thomas Sankara das Thema der Beschneidungen in den Schulen eingeführt, was dazu führte, dass die heutige Generation weiß, dass es verboten ist. Jean Baptiste Da, ein ehemaliger Ministrer unter dem Präsidenten Thomas Sankara betont, dass dies der Grund für den Rückgang der Verstümmelungen in der Region ist.

Der Bürgermeister von Dedougou Dieudonné Tougfo fügt hinzu, dass es Gesetze gegen Beschneidungen gibt, und dass Frauen, die diese Praktiken ausführen, bereits ins Gefängnis gekommen sind. Daher befindet sich Burkina Faso nicht mehr in der Präventionsphase, sondern in der Phase der Reparatur, um die Frauen zu unterstützen, die noch unter den Folgen der Verstümmelung leiden.

Marie-Madeleine Da unterstreicht, dass Burkina Faso bei der Verringerung der Verstümmelung eine Vorreiterrolle einnimmt, während in anderen Ländern wenig verändert wurde. Eine neue UNICEF-Studie bestätigt den Erfolg von Burkina Faso in dieser Hinsicht.

Abschließend betont Prof. Jürgen Wacker, dass das Thema immer noch von großer Bedeutung ist. Er fasst zusammen, dass Burkina Faso auf einem guten Weg ist und dies als positive Erkenntnis mitgenommen werden kann.

4. Alexander Grauer (Bruchsal)

Sein Vortrag behandelte eine Studie zur Adipositas bei Schwangeren und deren Auswirkungen auf die Gesundheit. Das Hauptproblem: Viele Menschen neigen dazu, viel zu essen und sich wenig zu bewegen, was zu Übergewicht führt. Auch der Konsum süßer Getränke, wie Limonade und Saft, trägt zusätzlich zur Gewichtszunahme bei.

Die Studie untersuchte, wie die COVID-19-Pandemie Adipositas beeinflusst und welche Faktoren zur Entstehung von Übergewicht führen. Dabei wurden 141 Fragebögen von Schwangeren ausgewertet. Ein Ergebnis war, dass 65% der Schwangeren mehr schwammen, was eine positive Veränderung war. Allerdings gaben 70% an, nicht ausreichend über die Risiken von Übergewicht in der Schwangerschaft aufgeklärt worden zu sein.

Die Studie betonte die Notwendigkeit, Schwangere besser über gesunde Ernährung und Bewegung zu informieren. Besonders wichtig ist es, dass auch während zukünftiger Pandemien Schwangere weiterhin Zugang zu Bewegungseinrichtungen und Geburtsvorbereitungskursen haben.

Zusammenfassend zeigte die Studie, wie wichtig es ist, offen über Adipositas und ihre Folgen in der Schwangerschaft zu sprechen, um die Gesundheit von Schwangeren und Kindern zu fördern.

5. Bürgermeister Dédougou: Dieudonné Tougfo

In der Rede, die vom Bürgermeister Dieudonné Tougfo von Dédougou gehalten wurde, wurde die Bedeutung von Partnerschaften betont. Er erklärte, dass sich die Stadt in einer dynamischen Phase befinde, in der Partnerschaften geschlossen werden, die es ermöglichen, voranzukommen und nicht länger von immer denselben Strukturen abhängig zu sein. Diese Partnerschaften seien entscheidend, um die Entwicklung der Stadt und der Region nachhaltig zu fördern.

Dieudonné Tougfo berichtete weiter, dass die Wirtschaftsakteure von Dédougou beschlossen hatten, zu einem späteren Zeitpunkt nach Bruchsal zu reisen, um die Stadt zu erkunden. Die Begeisterung für die Städtepartnerschaft mit Bruchsal war deutlich spürbar.

In seiner Rede hob der Bürgermeister auch die Bedeutung von Dédougou als Hauptstadt der größten Verwaltungsregion Burkina Fasos hervor. Diese Region, bestehend aus 47 Kommunen, wird als die „Speisekammer Burkina Fasos“ bezeichnet und spielt eine zentrale Rolle in der landwirtschaftlichen Produktion des Landes. Wenn alle Potenziale dieser Region genutzt werden, könnte sie das Land nicht nur ernähren, sondern auch Nahrungsmittel exportieren. Derzeit trägt die Region mit etwa 30 % zur nationalen Produktion bei, was ihre wirtschaftliche und strategische Bedeutung unterstreicht.

Weiterhin berichtete er von dem Festival International des Masques et des Arts (FESTIMA), einem herausragenden kulturellen Ereignis in Dédougou. Seit seiner Gründung im Jahr 1996 findet das Festival alle zwei Jahre statt und zieht Maskenträger und Künstler aus verschiedenen westafrikanischen Ländern an. Es fördert die Bewahrung und Weitergabe traditioneller Maskenkulturen und umfasst Maskentänze, Musik, Geschichtenerzählen und Workshops. Das Festival zieht Tausende von Besuchern an und macht Dédougou auf internationaler Ebene bekannt.

Abschließend sprach der Bürgermeister von der Unterzeichnung des „Letters of Intent“ am 12. und 13. Mai 2024, als eine Delegation aus Burkina Faso in Bruchsal war, um die Absichtserklärung für eine Städtepartnerschaft zu unterzeichnen. Er drückte seine Freude über diese Freundschaft aus, freute sich bereits auf den nächsten Besuch in Bruchsal und bedankte sich bei Prof. Dr. Jürgen Wacker sowie dem Verein „Menschen für Frauen e.V.“ für ihre Unterstützung und Engagement.

6. Prof. Olga Lompo

In dem Vortrag von Prof. Lompo ging es um Untersuchungen zum triple-negativen Mammakarzinom und Brustkrebs insgesamt in Burkina Faso. Sie stellte dabei eine molekulare Klassifizierung verschiedener Krebsarten dar und erklärte die gängige Praxis der Zusammenarbeiten mit anderen Wissenschaftler in afrikanischen Länder auf dem Gebiet der Krebsforschung.

7. Prof. H. P. Sinn

Sein Vortrag behandelte die EBV in Brust Krebs am pathologischen Institut der Universität Heidelberg. Er ging auf die Entdeckung des EBV-Virus und auf die latenten Genen die eine wichtige Rolle in der onkologische Veränderung eine wesentliche Rolle spielen ein.
Ein Forschungsprojekt zwischen den beiden pathologischen Instituten an den Universitäten Ouagadougou und Heidelberg in Zusammenarbeit mit dem Verein Menschen für Frauen e.V. über das EBV-Virus wurde dem Fachpublikum vorgestellt.

8. Judith Lindert

In ihrem Vortrag über die globale Chirurgie in der Kinderchirurgie – Gastroschisis in Tanzania zeigte die Arbeit von Tiny in Tanzania mit emotionalen Bildern.

9. Jean-Eric Yanna

In seinem Vortrag zeigt er einige Bilder der letzten Reise nach Dedougou Anfang des Jahres. Die Reise trat er gemeinsam mit Prof. Wacker an. Er berichtete über das nachhaltige Wirken von Prof. Wacker in Dedougou von 1986 bis zum heutigen Tag.

Insbesondere unterstrich er, dass der Mogho Naaba Baongho ihn während einer öffentlichen Audienz Anfang Februar 2023 drei Mal in Folge nach vorne holte, um ihn zu beauftragen: Prof. Wacker besuchen und dem Afrika Meister in Taekwondo Faysal Sawadogo dort vorstellen. Dieser Auftrag seiner Majestät wurde 3 Monate nach seiner Rückkehr in Deutschland erfüllt und ebnete gleichzeitig den Weg für die den Freundschaft zwischen der Stadt Bruchsal und der Stadt Dedougou dank der herausragenden Vorarbeit von Prof. Wacker sowohl als Chefarzt als auch geschätzter kommunal Politiker in der Stadt Bruchsal.

Er berichtete von der Wichtigkeit den Zugang zu sauberem Trinkwasser als wirksame Maßnahme zu berücksichtigen, um viele Krankheiten vorzubeugen. Auch der Zugang zu Bildung trägt dazu bei erfolgreiche Aufklärungsmaßnahmen erfolgreich durchzuführen. Er berichte von den nachhaltigen Projekten im Complexe Scolaire von Dedougou die u.a über eine solarbetriebene Bäckerei verfügt, um einen realen Bedarf zu decken. Die 100% auf Solarenergie dimensionierte Anlage ist die erste dieser Art und ist geplant an weiteren Standorten umgesetzt zu werden.

10. Dr. Abdoulaye N’Diaye und Madame Madeleine Da

Berichtete über die Einweihung des „CSPS pour la dignité de la femme“

Die Einweihung fand am 06. Januar in Anwesenheit des Gesundheitsministers von Burkina Faso Dr. Robert Kargougou, der Bürgermeisterin Joceline Traoré und mehr als 200 Bürger des Distriktes sanitaire Sig-Nonghin, im Arrondissement 9 von Ouagadougou, und der Bevölkerung übergeben.

Von seiner Majestät, dem Mogho Naaba Baongho, und von dem Vorstand des Bruchsaler Vereines „Menschen für Frauen e.V.“ erhielt das CSPS mit der neu erbauten Maternité den Namen: „CSPS pour la dignité de la femme“.

Bilder und Eindrücke dieser Veranstaltung in Ouagadougou wurden gezeigt und geteilt.