Buchausschnitt: Globale Frauengesundheit
Wichtige Tropenerkrankungen mit Relevanz für Frauengesundheit und Geburtshilfe
von Camilla Rothe und Jürgen Wacker
Im dem Kapitel 9 des Buches werden drei Tropenkrankheiten vorgestellt, die eine besondere Bedeutung für die globale Frauengesundheit und Geburtshilfe haben: Die Malaria ist die wichtigste parasitäre Infektion des Menschen, sie kann sowohl Schwangere als auch ungeborene Kinder gefährden. Die Schistosomiasis verursacht bei Millionen von Frauen in Afrika vielfältige gynäkologische Beschwerden und wird dennoch in ihrer Bedeutung extrem unterschätzt. Die Zikavirus-Infektion kann schwerste fetale Entwicklungsstörungen hervorrufen.
Drei Tropenkrankheiten haben eine besondere Bedeutung für die globale Frauengesundheit und Geburtshilfe:
Malaria
– weltweit erkrankten 2020 – 240 Mio. Menschen, 620.000 Menschen starben
– 95% aller Fälle entfallen auf Sub-Sahara Afrika
– weitere auch in Asien, Ozeanien und Lateinamerika
– die Mehrzahl der Malaria-Toten sind Kinder unter 5 Jahren.
(WHO 2021)
Malariaparasiten (Gattung Plasmodium) werden durch Anopheles-Mücken übertragen, sie befallen rote Blutkörperchen nachdem sie sich in der Leber expotentiell vermehrt haben. Dort vermehren sie sich erneut und geben nach Zerfall der Erythrozyten ins Blut weitere Parasiten frei, der Vorgang wiederholt sich. Die infizierten Erythrozyten tragen Antigene auf ihrer Oberfläche und verursachen komplexe Entzündungsreaktionen –> Verstopfung kleinster Blutgefäße und die Durchblutung lebenswichtiger Organe inklusive der Plazenta in der Schwangerschaft wird blockiert.
Symptome: Fieber ist das Schlüsselsymptom, Schüttelfrost, Kopf- und Gliederschmerzen sowie Durchfall
Eine Teilimmunität kann erworben werden, ist jedoch in den ersten beiden Schwangerschaften nicht wirksam. Schwangere erkranken daher häufiger an schwerer Malaria. Während der Schwangerschaft verursach Malaria eine Blutarmut bei Mutter und Kind, was oft zur Verstärkung vor bestehender Anämie führt. Betroffene Kinder weisen oft ein niedriges Geburtsgewicht auf und auch nach der Geburt können Wachstumsverzögerungen anhalten.
Schistosomiasis
– weltweit erkrankten 2020 – 230 Mio. Menschen, 40-50 Mio. Frauen leiden an genitalen Schistosomiasis (Bustinduy 2022)
– in Afrika, auf de arabischen Halbinsel und auch seit wenigen Jahren auf Korsika heimisch (Holtfreter et al. 2014; Rothe et al. 2021b)
– wichtigste Tropenerkrankung bei Migranten auf Afrika (Buonfrate et al. 2018)
– zählt zu den vernachlässigten Tropenkrankheiten (englisch: neglected tropical diseases, NTDs).
Die Infektion mit Schistosomenlarven erfolgt in Süßwasser in das menschlicher Urin oder Fäkalien ungefiltert eingeleitet wird, meist an Orten an denen Menschen in extremer Armut leben.
Die Zerkarien werden über die Haut aufgenommen und gelangen durch den Blutstrom in die Lungen und von dort aus in den Blutkreislauf.Männliche und weibliche Parasiten leben als Paare ind den Venengeflechten von Leber und Urogenitaltrakt. Die Weibchen legen täglich tausende von Eiern die dann mit dem Urin und bei anderen Formen auch über den Stuhl ausgeschieden werden.
Als Frühsymptome der urogenitalen Schistosomiasis tritt oft blutiger Urin auf, die chronische Form kann Blasenkarzinom und Nierenversagen nach sich ziehen. Die Eier können in Scheide, Gebärmutter, am Muttermund und in den Eierstöcken abgelagert werden. Es entstehen lokale Entzündungsreaktionen, die sich durch Bauchschmerzen, Dyspareunie, Blutungen beim Geschlechtsverkehr, Unfruchtbarkeit, vaginalem Ausfluss … führen können. Es gibt Hinweise die ein erhöhtes HIV-Infektions-Risiko zeigen und die Übertragbarkeit auf das Kind sind ebenfalls erhöht.
Die Eier sind mikroskopisch nachweisbar.
Aktuell gibt es nur ein Medikament für die Behandlung, das jedoch nur erwachsene Parasiten tötet aber nicht die Eier.
Zikavirus-Infektion
Zika ist eine grippeähnliche Viruserkrankung, die vorwiegend durch Mücken übertragen wird. Eine Infektion in der Schwangerschaft kann zu schweren Schädigungen des fetalen Nervensystems führen.
– erstmalig in Uganda aufgetreten 1947
– Ausbreitung in Asien und der Pazifikregion
– 2015 erster großer Ausbruch in der westlichen Hemisphere
– heute in vielen Ländern der Tropen und Subtropen
Besonders ist an dem Virus, das er auch von der Mutter auf das Kind und sexuell übertragen werden. Infektiöse Partikel sind im Sperma für 30 Tage nachweisbar (Musso et al. 2019). Die Umgekehrte Übertragung ist vergleichsweise selten, ebenso ist eine Übertragung durch Bluttransfusionen möglich (Chen und Hamer 2018). Auch in der Muttermilch sind Partikel vorhanden bisher jedoch noch nicht belegt, daß beim Stillen ZIKV übertragen wurde (Eppes et al. 2017; Musso et al. 2019).
Die Inkubationszeit beträgt ca. 3-14 Tage, verläuft in 20-50 % der Fälle meist als milder grippaler Infekt mit Fieber, Hautausschlag, Gliederschmerzen, Kopfschmerzen und Bindehautentzündung., und ist von kurzer Dauer. Bei Übertragung auf das Kind kommt es bei 4-7% zu Fehl- oder Totgeburten, 5-14% kongeniales Zika-Virus-Syndrom mit Mikrozephalie (Musso et al. 2019) und 70-90% der infizierten Neugeborenen zeigen anfangs keine Symptome. Spätere Symptome könne sein: Neurokognitive Entwicklungsverzögerungen, Epilepsie, Gehör- und Augenschädigung, Schluckstörungen.
Diagnostik erfolgt mittels PCR in Blut und Urin nachweisbar. Nach Rückkehr aus Exponierten Gebieten wird eine Untersuchung von Schwangeren empfohlen.
Die Therapie erfolgt symptomatisch.
Aktuell gibt es keine Impfung.
Globale Frauengesundheit
Erschienen 31.08.2023.
XV, 338 S. 33 Abb., 24 Abb. in Farbe.
Druckausgabe Softcover
€ (D) 64,99 1 € (A) 66,81 1 CHF 72.00
ISBN 978-3-662-66080-5
eBook
€ 49,99 I CHF 57.50
ISBN 978-3-662-66081-2