September 2017 – RundBrief  menschen für frauen

„Zentrum für die Gesundheit und Würde der Frauen“

Reisebericht Leonie Ströbele

Im September 2017 flog ich erneut in die Hauptstadt Burkina Fasos, nach Ouagadougou. Nachdem ich vor 2 Jahren circa 5 Monate in dem westafrikanischen Land für die Datenerhebung meiner medizinischen Doktorarbeit verbracht hatte und nochmals mit mehreren Mitgliedern des Vereins ‚Menschen für Frauen‘ im November letzten Jahres zur Einweihung des dispensaires nach Ouaga geflogen war, reiste ich nun zum 3. Mal dorthin. 

Während dieses Aufenthalts besuchte ich das Projekt des dispensaires und traf mich mit den Verantwortlichen des burkinischen Partnervereins. Dr. Zanré, Präsident von ABMF (=Association Burkinabé Menschen für Frauen), der sich seit Beginn sehr für die Umsetzung des Projekts engagiert, trägt damit neben seinen alltäglich herausfordernden Aufgaben als Gynäkologe in seinem Land viel zu einer besseren Gesundheitsversorgung bei. Die fertig gebaute Krankenstation steht am Stadtrand von Ouagadougou, wo es kaum medizinische Versorgungseinrichtungen gibt. Seit der Eröffnung des Gebäudes vor einem Jahr waren nochmals einige Hürden bürokratischer und personeller Art zu überwinden. Dr. Zanré hat sehr viel in dieser Zeit geleistet und etliche Gespräche diesbezüglich mit den allen Beteiligten geführt. 

Mittlerweile wurde das medizinische Personal vom Gesundheitsministerium rekrutiert und besteht aus einem hauptverantwortlichen Krankenpfleger und zwei Krankenpflegehelfern sowie Putzkräften, die für gute hygienische Bedingungen sorgen sollen. 

Eine Kommission aus Mitgliedern der ortsansässigen Bevölkerung und einem Vertreter des Bürgermeisters (COGES = Comité de Gestion), wurde mittlerweile ins Leben gerufen. Diese Kommission, bestehend aus Generalsekretär (=Krankenpfleger des dispensaires Albert Yalyaore), Schatzmeisterin (Mamounata Ouedraogo/Tapsoba), Vertreter des Bürgermeisters (Sayouba Traoré) und Präsident des COGES (Jaques Sawadogo), hat die Aufgabe, fehlendes Material nachzukaufen bzw. dies dem Bürgermeister zu melden und alle Angelegenheiten, die das dispensaire betreffen, zu besprechen und zu veröffentlichende Informationen den Anwohner*innen mitzuteilen. 

Alle benötigten Materialien für eine Inbetriebnahme des dispensaires sind vorhanden und finanziert, wobei betont werden muss, dass der Mogho Naaba (König der Mossi) mit einer großen Spende den staatlichen Gremien unter die Arme gegriffen hat, damit die nötigen Materialien für eine adäquate Versorgung der Patienten angeschafft werden konnten. 

In Burkina Faso ist es so geregelt, dass die Universitätskliniken und großen Regionalkrankenhäuser vom Gesundheitsministerium finanziert werden. Für die kleinen Krankenhäuser bzw. -stationen, zu dem auch das Projekt des dispensaires gehört, ist das jeweils zuständige Bürgermeisteramt verantwortlich. Ich traf mich u.a. mit dem Bürgermeister sowie seinem Generalsekretär, um die fortlaufende Zusicherung der Materialien für das dispensaire zu besprechen. 

Das angestrebte Ziel, das Projekt in die Hände des Staates und der Bevölkerung in Eigenverantwortung zu übergeben, ist somit erreicht.

Das Gesundheitssystem in BF ist sehr marode und gerade im materiellen Bereich ist nur das Nötigste vorhanden. Es stellt auch das Bürgermeisteramt vor eine große Herausforderung, die fortlaufenden Materialkosten zu bezahlen. Die Errichtung der Gebäude war dagegen ein Kinderspiel. Doch der Satz „Wenn das dispensaire einmal offen ist, wird es offen bleiben“ den ich von offizieller Seite aber auch von Leuten aus der ortsansässigen Bevölkerung öfter zu hören bekam, war beruhigend und motivierend. Die weitere Finanzierung wird also zum einen zukünftig von Seiten des burkinischen Staates geleistet werden. Zum anderen wird sich das dispensaire auch selbst finanzieren, da die Behandlungen für die Patient*innen nicht kostenlos sein können, sondern so wie in Burkina Faso üblich, vor Ort von den Betroffenen beglichen werden müssen. Anders als in Deutschland, wo eine gute medizinische Behandlung mit allem Drum und Dran durch die Krankenversicherung gewährleistet ist, müssen sich die Patient*innen Handschuhe, Fieberthermometer, Verbandsmaterial, usw. selbst erwerben, um behandelt zu werden. Diagnostische Anschlussbehandlungen oder verordnete Therapien müssen ebenso selbst bezahlt werden. Dies stellt die Betroffenen oft vor eine große finanzielle Herausforderung.

Zum heutigen Zeitpunkt können wir berichten, dass die Möbel und das medizinische Equipment seit Ende Oktober vorhanden sind, um die ersten Patient*innen zu behandeln. 

Durch den nochmals vertieften Kontakt und Austausch blicken wir zuversichtlich in die Zukunft, dass das Bürgermeisteramt die Bestrebungen in Angriff nimmt, das Projekt langfristig der Bevölkerung durch eine professionell dargebotene Gesundheitsversorgung zu Gute kommen zu lassen.