März 2016 – RundBrief  menschen für frauen

Reisebericht von Leonie Ströbele

Nie hätte ich zu träumen gewagt, meine medizinische Doktorarbeit an einem Ort zu schreiben, der sich Ouagadougou nennt!

Aber Ende Oktober 2015 brachte mich eine Maschine von Tunis Air sicher in die Hauptstadt von Burkina Faso. Durch die politischen Unruhen vom September 2015 sah es fast so aus, als dass der Aufenthalt sich nicht verwirklichen ließe. Ich freue mich, dass alles so gut ausgegangen ist und das Land keine größeren Schäden davongetragen hat.

Dennoch war, ohne Frage natürlich jedes Opfer und jede verletzte Person, die die Unruhen mit sich brachten, eine Person zu viel! Seit über vier Monaten bin ich nun hier und habe meinen Aufenthalt mit einem Praktikum im Kreißsaal des Universitätskrankenhauses CHU Yalgado Ende Oktober 2015 begonnen. Die Zustände, die in dem Krankenhaus herrschen kann man eigentlich kaum mit denen in einem deutschen Krankenhaus vergleichen.

Überall sind Frauen! In den Gängen auf dem Boden, im Kreißsaal sowohl auf den Liegen als auch auf dem Boden… die Angehörigen der Patienten schlagen vor dem Krankenhaus ihr Lager auf und nächtigen dort auf mitgebrachten Strohmatten. Auch das Essen wird von den Familien für die Patientinnen direkt vor Ort zubereitet oder in Töpfen mitgebracht, sodass Angehörige und Patientin was zu Essen haben.

Was mich anfangs sehr verwundert hat und wofür ich paar Tage gebraucht habe es zu verstehen, ist die Tatsache, dass die Patientin für eine adäquate Behandlung alles selbst mitbringen muss. Von der Nadel fürs Blut abnehmen über Fieberthermometer, Medikamente und Nachttopf, alles wird mitgebracht!

Die Rezepte für die Medikamente, werden den Angehörigen überreicht und auch wenn die Patientin sich vor Schmerzen krümmt, muss sie so lange warten, bis die Familie mit dem Medikament von der Apotheke zurückkommt. Falls nicht genug Geld zur Bezahlung des Medikaments vorhanden ist, muss auch dann die Patientin so lange aushalten, bis genug Geld aufgetrieben werden konnte. Von einer Krankenversicherung also keine Spur!

Trotz allem hat es engagierte Ärzte und Professorenin dem Krankenhaus. Prof. Millogo ist z.B. eine von diesen, die mich, in meinem Vorhaben eine Doktorarbeit über die Prävalenz von Brustpathologien in Burkina Faso zu schreiben, von Anfang an unterstützte. So nahm sie mich auch ganz zu Beginn direkt mit zu einer Konferenz über Brustkrebs und Selbstuntersuchung der Brust, die im Rahmen einer universitären Veranstaltung für Nicht-Medizinstudent*innen stattfand. Ein äußerst seltenes Happening und man kann von wahrem Zufall sprechen, dass so etwas gerade jetzt stattfindet, wenn ich über dieses Thema hier die Daten für eine Doktorarbeit erhebe.

Ich merkte aber schnell, dass Frau Prof. Millogo viel Wert darauf legt, dass mein Thema gut durchdacht ist und anfangs hatte ich erstmal viele kritische Fragen zu beantworten. Ebenso gibt es eine Ethikkomission zu passieren, der man ein vollständiges Studienprotokoll vorlegen muss, das bis aufs Detail überprüft wird. Mir kam die Ethikkomission Ouagadougous teilweise strenger vor, als die von Heidelberg. Auch wenn in Burkina Faso die Bürokratie in manchen Dingen nicht so einen hohen Stellenwert hat, sollte man nicht glauben, dass man einfach mal so dahergelaufen kommen kann um Daten zu erheben. Es wird viel Wert darauf gelegt, dass alles sein Ordnung hat, was ich auch wirklich gut finde, auch wenn mich die Erstellung des Studienprotokolls und das auch noch in einer fremden Sprache, anfangs einige Nerven gekostet hat. Frau Prof. Millogo und Medizinstudenten der Universität Ouagas haben mich nicht nur dabei, sondern auch bei der ganzen folgenden Datenerhebung ungemein unterstützt, so dass am Ende glücklicherweise alles geklappt hat!

Dabei ist mir immer wieder vor Augen geführt worden, wie hilfsbereit und gastfreundlich die Bevölkerung Burkina Fasos ist!

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